Der Deutsche Tierärztetag DTÄT findet alle drei Jahre statt.
Dieses Jahr tagte dieses höchste Gremium, das die Deutsche Tierärzteschaft zu bieten hat, vom 14.09. bis 16.09.22 in Berlin.
Jeder Tierarzt und jede Tierärztin ist hier zur Mitdiskussion eingeladen. Hauptsächlich sind es aber die sog. Delegiert:innen der Landestierärztekammern, die zu diesem Ereignis reisen. Die Hessische Landestierärztekammer hat wieder, wie schon zum letzten Deutschen Tierärztetag, die Teilnahme der hessischen Delegierten der Liste “Tierärzte für Tiere” verhindert. Ein antidemokratisches Vorgehen, das der Unterdrückung von Meinung von besonders an Tierschutz interessierten Tierärzt:innen dienen soll.
Seit Jahrzehnten reißen die Proteste von Tierschützer:innen nicht ab: der Vorwurf: Tierärzt:innen schauen zu häufig weg, wenn Tiernutzer:innen Tiere aus ökonomischen und sonstigen Gründen leiden lassen. Mittlerweile hinterfragt auch die Presse immer mehr die Verantwortlichkeit von Tierärzt:innen für systematisches Tierleid.
Am 15.09.22 fanden erstmalig für einen Deutschen Tierärztetag gleich 2 Mahnwachen von Tierschützer:innen statt.
Das blieb auch von den Verantwortlichen nicht unkommentiert! Mehrfach wurde darauf in den Vorträgen drinnen verwiesen.
In 4 Arbeitskreisen wurden am Donnerstag insbesondere unter dem Stichwort “one health” 4 verschiedene Verkündigungen an die Politik, die Gesellschaft und insbesondere an uns Tierärzt:innen selbst erarbeitet. In der Hauptversammlung am Freitag gab es wieder ein Ringen um verschiedene, besonders Tierschutz freundliche Positionen. Der Einfluss der Agrarlobbyisten wurde verschiedentlich deutlich, konnte aber erstmalig nicht mehr die Oberhand behalten. So kam es zu verschiedenen, sehr begrüßenswerten Beschlüssen, wie z.B.:
Wir fordern
– Nutztierhalter sollen nach §11 endlich ihre Sachkunde nachweisen müssen
– die Aufnahme des § 17 TierSchG ins Strafgesetzbuch
– Bildung von Schwerpunktstaatsanwaltschaften
– vermehrte Übernahme von Tierschutzthemen in die Lehre/Schulung/Ausbildung ALLER
– Berücksichtigung unseres Tuns in und auf Umweltfragen
– Wir wollen nicht mehr nur den Bestand, sondern wieder das einzelne Tier betrachten
(diese Forderung überraschte: bis vor Kurzem wurde die Betrachtung des Einzeltieres in der Landwirtschaft als verspieltes Tun tierschutzverrückter Tierärzt:innen betrachtet. Die neue Zielsetzung ist natürlich auch das Ergebnis des Druckes, den Tierschützer:innen und zunehmend die Medien mit ihren “schlimmen” Bildern aufbauen!)
– Einrichtung und Verbesserung digitaler Konzepte und einer zentralen Gesundheitsdatenbank: man könnte sich fragen, warum es die Tierärzt:innen nicht schaffen, die selben Missstände aufzudecken, wie die Tierschutzorganisationen? Obwohl die amtlichen Tierärzt:innen sogar “Polizeigewalt” haben, wo sich Tierschutzorganisationen heimlich und mit viel technischem Aufwand Zugang beschaffen müssen…
Unter der Hand wurde gemunkelt: “Eigentlich braucht man nur Augen und Nase aufsperren, wenn man im Stall ist”…
Wie lange die In-Angriffsnahme des noch weit detaillierteren Forderungskataloges ausschaut, wird sich zeigen. Zuletzt wurde der Beschluss über “Qualzuchten bei Nutztieren” zu arbeiten auf dem DTÄT 2015 gefasst und erst 2019 umgesetzt. Die Hintergründe erläuterte der Präsident der Bundestierärztekammer so:
Fazit: es tut sich etwas im konservativen Stand der Tierärzteschaft!