Tierversuche kritisch begleiten

Hier sehen Sie die Original-Webseite, veröffentlicht am 02.01.2024 von Katja Korf.

Behörden und Gremien, die Tierversuche prüfen, stehen in der Kritik. Die Auswahl ihrer Mitglieder soll von fachlichen Kriterien bestimmt sein, fordert Katja Korf.

Tierversuche müssen sein. Denn noch fehlen Alternativen für viele Anwendungsbereiche. Forschung etwa zum menschlichen Gehirn und seinen Erkrankungen, Krebs, Medikamenten oder andere Chemikalien sind zwingend notwendig, um Menschen zu heilen oder keinen Gefahren auszusetzen. In Bayern und Baden-Württemberg werden auch deswegen so viele Tierversuche durchgeführt, weil hier herausragende Forschungseinrichtungen beheimatet sind.

Ohne Zweifel sind die Experimente an Ratten, Hasen, Hunden und Affen ethisch hoch problematisch. Die Versuchstiere leiden nicht immer, aber doch in den allermeisten Fällen. Gerade deswegen regeln Gesetze sehr genau, welche Experimente Forscher durchführen dürfen und welche nicht.

Die zuständigen Behörden und Gremien jedoch stehen in Baden-Württemberg immer wieder in der Kritik. Als 2019 Fragen zu Tübinger Versuchen an Affen auftauchten, wurden unterschiedliche Einschätzungen und Vorgehensweisen im Regierungspräsidium bekannt.

Die Besetzung der beratenden Ethikkommission für Tierversuche sorgt regelmäßig für Debatten. Nicht ausgewogen seien diese besetzt, monieren viele Tierschützer. Tatsächlich muss man sich fragen, warum die Tierschutzseite fast ausschließlich von einer Organisation vertreten wird, die Experimenten weniger kritisch gegenüber stehen als andere. Die übrigen vorgeschlagenen Kandidaten für die Gremien sind fachlich qualifiziert. Sie mögen kritisch und unbequem sein. Doch Anstrengung gehört bei ethischen Debatten dazu. Wer sie unterdrückt, schadet am Ende der Forschung.

Diese hat es schwer genug. Tierversuche sind unpopulär, Wissenschaftler sehen sich Hetze bis hin zu persönlichen Attacken ausgesetzt. Diese Militanz führt in zahlreichen Fällen dazu, dass Forscher aus Deutschland abwandern und ihre Erkenntnisse anderswo gewinnen. Die Tierversuche sind damit nicht beendet, das Problem lediglich exportiert.

Das Land muss zur Versachlichung der Debatte beitragen – aber nicht, in dem die Behörden seriöse Kritiker mundtot machen.