Tierversuchsindustrie: Die intelligenteste Anti-Tierschutz-Lobby Deutschlands

Innenstadt (red/jdr) – Mehr als 900 Tierversuchslabore gibt es in Deutschland. Der bundesweite Verein „Ärzte gegen Tierversuche“ hat zum Internationalen Tag zur Abschaffung der Tierversuche am Samstag an der Hauptwache seine Liste von mehr als 900 Tierversuchslaboren in Deutschland in den Vordergrund gerückt. Der Aktions- und Gedenktag, der weltweit am 24. April begangen wird, soll auf das Leid der Tiere in den Laboren aufmerksam machen. Mit dabei waren auch AG und Animal Liberators, um gemeinsam für eine moderne, tierversuchsfreie Forschung einzutreten. Auch Redebeiträge gab es – etwa von Dr. Kirsten Tönnies: „95 Prozent aller Tierversuche führen zu gar nichts!“, stellt die Tierärztin in ihrer Rede klar: „Zudem sterben mehr überzählige Tiere in den Laboren, als die mit denen experimentiert wird.“ Es sei zwar rechtswidrig, diese zu töten, werde aber trotzdem gemacht.

Tierärztin Kirsten Tönnies spricht an der Hauptwache 
über das Leid von Ratten und anderen Lebewesen bei Tierversuchen.

Denn Tierversuche laufen noch immer im Verborgenen ab. So gibt es keinerlei öffentlich zugängliche Informationen darüber, wo welche Tierversuche stattfinden. Seit rund zwei Jahrzehnten veröffentlicht der Verein Ärzte gegen Tierversuche daher eine Liste der Tierversuchslabore in Deutschland. Die Übersicht, die jetzt erneut aktualisiert wurde, basiert auf den Informationen in Tausenden von Fachpublikationen, die in der Tierversuchs-Datenbank des Vereins gelistet sind, Stellenangeboten für Tierexperimentatoren, einzelnen regionalen Behördenangaben sowie Webseiten von Institutionen. Ergebnis ist, dass es mehr als 900 Tierversuchslabore in Deutschland gibt, wobei die Liste sicherlich nicht einmal vollständig ist. Frankfurt zählt mit derzeit 135 Datenbankeinträgen zu den Tierversuchshochburgen in Deutschland. Tierversuche werden etwa am Max-Planck-Institut für Hirnforschung, am Neurologischen Institut (Edinger Institut) des Universitätsklinikums Frankfurt, am Institut für Klinische Pharmakologie, Pharmazentrum Frankfurt/ZAFES (Universitätsklinikum) und am Ernst Strüngmann Institute (ESI) for Neuroscience gemacht. „Die Tierversuchs-Lobbyorganisationen nutzen den Aktionstag perfiderweise für ihre Propaganda, um den Tierversuch zu verharmlosen und als angeblich nötig darzustellen“, sagt Corina Gericke, Vizevorsitzende der Organisation „Ärzte gegen Tierversuche“. „Diese Tierversuche sind keineswegs mit einer einfachen Blutentnahme zu vergleichen, wie oft von den Lobbyisten behauptet wird, sagt auch Tönnies. „Sie sind oft sechs bis acht Stunden am Kopf fixiert, haben Drähte in den Augen und immer Durst. Sie leiden Qualen, die man sich nicht vorstellen kann.“ Für die Wissenschaft seien die Versuche oft nicht vom Tier auf den Menschen übertragbar: „Aber die Empfindungen, die Panik und Angst, die Schmerzen und Qualen, die die Tiere während dessen erleiden, sind vergleichbar“, merkt die Tierärztin an: „Und wenn es ,nur’ um Blutabnahme bei einer Maus geht, bei der eine ähnlich große Spritze benutzt wird wie beim Menschen, ist das schon, als würde man uns ein Rohr in den Bauch rammen.“ Zum Schluss werden die meisten Versuchstiere vergast. „Sie ersticken qualvoll“, berichtet Tönnies. Die Tierschutznovelle soll in Zukunft alles verbessern, die Ampel ist dran, heißt es. Jedoch gäbe viele – auch aus den vermeintlich eigenen Reihen –, die das verhindern wollen, weiß Tönnies.

Die Gesamtzahl von bei Versuchen getöteten Tieren in Deutschland lag 2022 bei mehr als vier Millionen. Mehr Infos gibt es online auf aerzte-gegen-tierversuche.de/de/tierversuche-indeutschland, tierbefreier.de.